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Mein Freund Harvey – Erfolgskomödie vom Broadway in der Studiobühne Bayreuth

„Was ist verrückt und was ist eigentlich normal?“ – „Wer ist wirklich verrückt?“ Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Komödie „Mein Freund Harvey“ in der Inszenierung von Rebecca Brinkmann an der Studiobühne Bayreuth.

Der Titelheld ist unsichtbar: ein über zwei Meter großer, weißer Hase namens Harvey. Er existiert nur in der Phantasie des liebenswert-schrulligen Elwood P. Dowd (souverän gespielt von Jürgen Skambraks). Dieser Gentleman hat ein Leben in Glückseligkeit, im Einklang mit sich und der Welt – und Harvey. Doch der Ruf seiner Familie ist ruiniert: Elwoods Schwester Veta Louise (schrill und fast hysterisch von Birgit Franz) und seine Nichte Myrtle Mae (Emily Stolte zielgerichtet auf der Suche nach einem Ehemann) sind durch sein „verrücktes“ Verhalten zu Außenseitern der Gesellschaft geworden. Die Schwester Veta Luise verrennt sich vor lauter Sorge um das Ansehen der Familie und um die Zukunft ihrer Tochter immer weiter in ihre Hysterie.

Als Veta schweren Herzens beschließt, ihren Bruder in eine psychiatrische Privatklinik einweisen zu lassen, beginnen eine Reihe von Missverständnissen.

In der Inszenierung, die manchmal die Grenzen der Boulevard-Komödie streift, entstehen viele schöne und komische Momente. Das aufeinander eingespielte Ensemble erzeugt einen schnellen Rhythmus, bei dem die zweieinhalb Stunden Aufführungsdauer wie im Flug vergehen.

Fotograf: Thomas Eberlein, Studiobühne Bayreuth

Ruth Pulgram hat ein einfaches und wandelbares Bühnenbild geschaffen, in der helle Stoffwände Schattenspiele ermöglichen. So wird im Hintergrund etwa eine Gartenparty gespielt. Einen wichtigen Part zum Aufbau eines riesigen Spannungsbogens spielt das Schattenspiel, als dem Patienten Dowd eine Spritze verabreicht werden soll. Hier steht die Schwester Vera Louise Simmons vor der Entscheidung: Soll einen nach der Behandlung nörgelnden und schimpfenden, aber normalen Bruder zu Hause haben. Oder: Den friedfertigen und zufriedenen, der eben ein wenig anders ist als die Normalen. Während des Ringens um eine Entscheidung kommt die Spritze dem Arm des Patienten gefährlich nahe.

Für das Highlight an dem Theaterabend sorgen Klaus Meile als Dr. William R. Chumley und Jürgen Skambraks als Elwood P. Dowd, der mit guter körpersprachlicher Führung den eingebildeten weißen Hasen real erschienen lässt. Beide sitzen auf Stühlen nebeneinander und kreieren eine Szene zwischen dem Psychiater, der an seiner Realität zweifelt, und dem Patienten, den er im Prinzip gar nicht in die Klinik einweisen will. Die Energie der beiden fesselt die Zuschauer und würde für einen ganzen Theaterabend füllen.

In weiteren Rollen spielen: Frank Ambrosius als Anwalt Omar Gaffney, Johannes Fleckenstein als etwas verwirrter „Aufräumer“ Marvin Wilson in der Klinik, Anne Stellberger als Assistentin Ruth Kelly mit reizendem Augenaufschlag und Bastian Weith als Dr. Lyman Sanderson.

Text: Joachim Skambraks, Die Stimme Bayerns – Chefredaktion

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