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9. Juni 2025Der Glöckner von Notre Dame in der Eremitage von Bayreuth

Sebastian Geiger als Glöckner von Notre Dame - Foto: Thomas Eberlein, Studiobühne Bayreuth
Die Studiobühne Bayreuth startet die Sommerspiele 2025 im Römischen Theater der Eremitage von Bayreuth mit der Inszenierung „Der Glöckner von Notre-Dame“ frei nach Viktor Hugo. Die Autorin des Theaterstücks Dorothea Kirschbaum, die auch für die Regie verantwortlich zeichnet, spinnt ein Netzwerk von Abhängigkeiten unter den einzelnen Figuren.
Sie beginnt das Stück mit einem Wort, das den Bogen des Abends spannt: „Ananke“, ein aus dem alt-griechischen stammender Begriff, der Schicksal oder Verhängnis bedeutet. So sind es auch die verhängnisvollen Beziehungen, die die verschiedenen Charaktere miteinander verbinden. In der Mitte steht Esmeralda, eine schöne Tänzerin, die dem Volk der „Zigeuner“ zugerechnet wird. Dazu gibt es den Erzdiakon von Notre-Dame sowie seinen jüngeren Bruder Jean Frollo.

Der Erzdiakon (innerlich zerissen Klaus Meile) hat aus Mitleid ein verwachsenes und hässliches Findelkind aufgenommen: Quasimodo, auch bekannt als Glöckner von Notre Dame (Sebastian Geiger steigert seine Präsenz von Szene zu Szene). Die Bevölkerung von Paris fürchtet ihn eher als Geist. Seine Gabe ist es, die großen Glocken der Kathedrale hingebungsvoll und kunstvoll zu spielen. Weiterhin gibt es noch Phöbus (Leonard Schmid, überstreng und ungezügelt), den Hauptmann der Stadtwache. Sie alle fühlen sich zu Esmeralda (Kira Himmelsbach sinnlich verspielt und auf verzweifelter Suche nach der Mutter) hingezogen oder haben sich sogar in sie verliebt. Das sorgt natürlich für Hass, Neid, Missgunst, Aberglauben und Angst vor dem Fremden. Auch die Hexenverfolgung wird zum Thema.

Schließlich wird Esmeralda wegen eines vermeintlichen Vergehens angeklagt. Dann kommen die großen Momente von Quasimodo, der den Spanungsbogen über das gesamte Theaterstück zusammenhält. Mit großer Ausstrahlung und trotz der sprachlichen Grenzen der Figur rettet er Esmeralda in das Kirchenasyl. Doch das Schicksal nimmt seinen Lauf und das Verhängnis ist nicht zu stoppen. Was nach all den hanebüchen Verdächtigungen, Beschimpfungen und Anklagen aus Hass und Verachtung noch übrig bleibt, muss nicht geschrieben werden.
Die Studiobühne schafft es wieder, mit einem engagierten Ensemble ein abendfüllendes Theatererlebnis vorzustellen. An einigen Stellen hätte man sich mehr Geschwindigkeit und Rhythmus und die eine oder andere gestrichene Textpassage gewünscht. Dennoch sind die Besucher der Premiere begeistert und feiern die Schauspieler und die Inszenierung.
Text: Joachim Skambraks, Die Stimme Bayerns – Chefredaktion
Fotograf: Thomas Eberlein