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24. Juni 2024Pinocchio – Kinderstück der Studiobühne Bayreuth in der Eremitage

Pinocchio und Blaue Fee - Foto: Studiobühne Bayreuth
Wenn Sommer in Arkadien ist, bedeutet das in einfacher Sprache: Die Theatersaison im Römischen Theater in der Eremitage Bayreuth ist eröffnet. Als Kinderstück hat sich das Theater den Pinocchio von Carlo Collodi in einer Bearbeitung von Mareike Zimmermann ausgewählt. Meister Gepetto schnitzt Pinocchio, eine Puppe aus Holz – und die erwacht zum Leben. Und wie! Quicklebendig und wissbegierig bricht Pinocchio auf zur Schule, denn er will so gern ein richtiges Kind werden. Doch da sind der listige Fuchs (gemein und raffiniert: Rahel Schwarz) und der Kater (einfältig und mitfühlend komisch: Melanie Frick), die Pinocchio kidnappen wollen, um Geld mit ihm zu machen.
Eine an einer Angel befestigte etwa 30 cm große Biene ist für zwei berührende Momente verantwortlich. Einmal mit Pinocchio, einmal mit Meister Gepetto (ein glaubhaft engagierter und fürsorglicher Vater gespielt von Robert Reihl) führt die Blaue Fee (Ulrike Gbanou-Tix gibt eine entspannte charismatische Fee) einen Dialog, der jeweils zu einer Wendung in der Handlung führt und die Kinder im Zuschauerraum besonders erfreut.

Ingrid Wachsmann zeichnet verantwortlich für Bühne und Kostüme. Wieder einmal zeigt diese Produktion aufwändige und kreative bunte Kostüme. Mit der Musik und der gut getakteten Regie von Jürgen Skambraks wird daraus auf der einzigartigen Bühne des Römischen Theaters ein unterhaltsames Stück für die ganze Familie.
Zum Schluss retten sich Pinocchio und Meister Gepetto aus dem Bauch eines riesigen Fischs. Das Werkzeug ist weg. Die Werkstatt ist weg und die Goldstücke auch. Dennoch bringt es Meister Gepetto auf den Punkt: Es gibt immer wieder eine neue Chance.
Beim Abschiedslied hat sich Pinocchio, grazil, kokett und mit starker Ausstrahlung gespielt von Vitalina Nizhynska, gänzlich von seinen hölzernen Bewegungen befreit und tanzt leicht und beschwingt mit Sprüngen fast so, als würde er schweben.

Es gibt reine Aufführungen für Kindergärten und Schulklassen und welche mit Eltern. Vergleicht man beide Aufführungen, so fällt auf: Die Erwachsenen in Begleitung der Kinder reagieren wesentlich schwächer auf das Spiel als die reinen Kindervorstellungen. Hier rufen die Kinder mit Begeisterung „Vorsicht!“ Oder „Nein!“ Wenn die beiden Bösewichte Fuchs und Kater wieder versuchen, den arglosen Pinocchio wieder zu bestehlen oder hinter’s Licht zu führen. Theater bildet auch den Gerechtigkeitssinn der Kinder. Diese Art von Bildung kann uns allen etwas Hoffnung machen, wenn diese Kinder einmal zu Wählern werden.
Text: Joachim Skambraks, Die Stimme Bayerns – Chefredaktion – Fotos: Studiobühne Bayreuth